Experten erwarten de facto ein weiteres zinsloses Jahrzehnt, sodass sich Sparer auf eine dauerhafte Dürre bei ihren festverzinslichen Anlagen einstellen müssen.
Der Niedrigzins belastet Sparer in Europa, den USA und anderen Ländern seit vielen Jahren erheblich. Und durch die weitreichenden negativen ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie, die sich auch in einer erheblich steigenden Staatsverschuldung niederschlagen, wird es auch bei dieser schädlichen Zinspolitik bleiben. Experten erwarten de facto ein weiteres zinsloses Jahrzehnt, sodass sich Sparer auf eine dauerhafte Dürre bei ihren festverzinslichen Anlagen einstellen müssen.
Einen Beleg dafür lieferte kürzlich die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Der Leitzins in den USA bleibt vorerst niedrig. Die Fed will das Zinsniveau voraussichtlich bis Ende 2023 bei nahezu Null belassen. Zudem wollen die Währungshüter ihr Ankaufprogramm bis auf Weiteres im aktuellen Tempo fortsetzen. Das gab Fed-Chef Jerome Powell Mitte September bekannt, berichtet das "Handelsblatt". Laut Powell wollen die Währungshüter solange am Niedrigzins festhalten, "bis Vollbeschäftigung herrscht, die Inflation bei zwei Prozent liegt und auf dem Weg ist, für einige Zeit die Marke von zwei Prozent zu überschreiten". Es werde viel Zeit brauchen, bis sich die Wirtschaft komplett von den Folgen der Pandemie erholen werde, betonte Powell. Die Prognosen der Fed für die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft fielen diesmal trotzdem optimistischer aus als noch vor einigen Monaten. Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank damit, dass die US-Wirtschaft um 3,7 Prozent schrumpft. Im Juni fürchtete sie noch einen Einbruch von 6,5 Prozent. Auch die Prognose für den Arbeitsmarkt hat sich verbessert. Nun rechnet die Fed nur noch mit einer Arbeitslosenquote von 7,6 statt 9,3 Prozent. Bis 2021 soll sie auf 5,5 Prozent fallen.
Aktien bleiben das Investment der Zukunft
Christian Scherrmann, Volkswirt bei der DWS, rechnet aufgrund dieser Entwicklungen mit einer lebhaften Diskussion an den Märkten hinsichtlich des zukünftigen Inflationsverlauf. "Die etwas optimistischeren Wachstumsaussichten der Notenbanker bei gleichzeitig unveränderter Zinserwartung sollten das ?niedriger für länger?-Credo jedoch zunächst nachhaltig festigen", schreibt Scherrmann.
Wichtig ist auch: Die Inflation liegt derzeit bei unter ein Prozent, soll aber einer Expertenprognose zufolge mittelfristig steigen - und das möglicherweise stärker, als wir es aus den vergangenen Jahrzehnten gewohnt sind. In Kombination mit dem anhaltenden Niedrigzins ist dies ein fatales Signal für Sparer, die daher neue Wege brauchen, um ihr Vermögen zu schützen und zu mehren. Vor allem Aktien stehen dabei im Fokus. Das zeigt der Blick zurück, den das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in einer Studie getätigt hat: Ein breit gestreutes Aktienportfolio auf den deutschen Leitindex Dax brachte Anlegern bei einer Einmalanlage und einem Anlagehorizont von 20 Jahren im Mittel 8,9 Prozent Rendite pro Jahr. Eine weitere Zahl weist darauf hin, dass eine breit gestreute, langfristige Aktienanlage durchschnittlich jährliche Renditen von sechs bis neun Prozent erwirtschaftet. Wer zum Beispiel Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, erzielte in diesem Zeitraum eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,8 Prozent - trotz Dotcom-Krise, 11. September und Finanzkrise.