Es existieren zahlreiche sogenannte Börsenweisheiten. Eine davon hat sogar mit der Jahreszeit zu tun und lautet: „Sell in May and go away but remember to come back in September“. Der Sell-in-May-Effekt bezeichnet das Phänomen allgemein überdurchschnittlich hoher Kapitalmarktrenditen in den Monaten Oktober bis April. Bedeutet: Es kann von Vorteil sein, Aktien im Mai zu verkaufen und erst fünf Monate später wieder einzusteigen. Denn dann setzt üblicherweise die Jahresendrallye ein. Bei der Jahresendrallye handelt es sich um den Schlussspurt an den Börsen, der überwiegend in die Weihnachtszeit fällt. Der Dezember gehört statistisch gesehen zu den stärksten Monaten an der Börse. Insofern sollten Anleger dann wieder Aktien erwerben, um von dieser Jahresendrallye zu profitieren, nachdem sie im Mai gute Gewinne eingestrichen haben.
Einfluss des Wintereffekts auf die Kapitalmärkte
Der historische Hintergrund: Viele Börsen in Westeuropa und in den USA entstanden mit dem Aufkommen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. In den Sommermonaten war dort weniger los. Im Übrigen bestätigt eine frühere internationale Untersuchung den Einfluss des Wintereffekts auf die Kapitalmärkte zahlreicher Länder. Mit Ausnahme von Neuseeland konnten in allen untersuchten 37 Ländern überdurchschnittliche Renditen in den Wintermonaten erzielt werden. Untersucht wurden alle verfügbaren Kapitalmarktdaten von 1970 bis 1988 („The American Economic Review“ 2002).
Jetzt hat das bekannte deutsche Family Office HQ Trust zu der Frage nach Sommer- und Wintereffekt eine neue Langzeitbetrachtung unternommen. Das Fondsmanagement des HQT Global Quality Dividend / ISIN: LU1499563440) hat bis ins 19. Jahrhundert zurückgeschaut und auf Basis der Daten des S&P 500 Performance-Index seit dem Jahr 1872 analysiert, welche Monate Anleger:innen Rendite und welche ihnen eher Risiko beschert hätten.
Am besten ist es, immer investiert zu sein
Das Ergebnis laut Fondsmanager Sven Lehmann: „Grundsätzlich trifft die Börsenregel zu. Blickt man auf die vergangenen 150 Jahre haben die Monate September und Mai zum Anlageerfolg keine Rendite, sondern nur ein erhöhtes Risiko beigetragen.“ Hätten Anleger:innen im Zeitraum von Mai bis September nicht investiert, hätte ihre Performance immerhin bei 6,3 Prozent pro Jahr gelegen.
Aber es gilt auch: Aus Renditesicht wäre es hinsichtlich einer jahreszeitlichen Börsenregel besser gewesen, die fünf Monate von Februar bis Juni auszulassen. Dann hätte die Rendite 6,5 Prozent pro Jahr betragen. Noch erfolgreicher allerdings seien laut HQ Trust die Anleger:innen, die immer investiert gewesen seien. Über den gesamten Zeitraum habe die Wertentwicklung dann bei 9,2 Prozent gelegen.
Das bestätigt letztlich auch eine andere Untersuchung. Ein breit gestreutes Aktienportfolio im deutschen Leitindex DAX bei einem 20-jährigen Anlagehorizont erbrachte laut dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) historisch im Mittel 8,9 Prozent Rendite pro Jahr – und das trotz dem Platzen der Dotcom-Blase, den Terrorangriffen vom 11. September 2001, der weltweiten Finanzkrise und dem Jahrhundert-Desaster Corona. Die compexx Finanz AG berät ihre Kund:innen bei der zukunftsorientierten Gestaltung von Aktieninvestments.